Lehrende kennen die Herausforderung: Viel Stoff ist zu vermitteln, die dafür zur Verfügung stehende Zeit ist jedoch knapp bemessen. Lehrveranstaltungen mit beispielsweise zwei Semesterwochenstunden schränken inhaltliche und didaktische Spielräume ein. Eine mögliche Lösung stellt das Aktivieren von Vorwissen über kollaborative Online-Tools dar. Im Folgenden stelle ich Ihnen einige dieser Tools vor, unter anderem mit Hilfe eines Beispiels einer Lehrveranstaltung an unserer Hochschule.
Im Zuge der Tertiärisierung der Lehre verlagerte sich das Konzept der Lehre unserer Hochschule vom Kanon auf die exemplarische Vertiefung. Als Lehrende sind wir mit der Aufgabe betraut, unseren Studierenden sowohl einen Überblick zu einem Thema anzubieten, als auch an geeigneten Stellen in die Tiefe zu gehen. Zentral für den Erfolg einer exemplarisch vertiefenden Lehre ist es, Studierende auf ihrem aktuellen Wissensstand abzuholen, für sie interessante Themen aufzugreifen und diese mit den zu vermittelnden Lehrinhalten d.h. bspw. theoretischer Ansätze zu verknüpfen, um somit eine möglichst hohe Motivation und Beteiligung zu fördern. Hier lassen sich Online-Tools wie z.B. die digitalen Pinnwände von Padlet, lino oder plentypins optimal zur Aktivierung von Vorwissen mittels Sammeln, Strukturieren und Bewerten von Fragen und Ideen einsetzen.
Veranschaulichen möchte ich dies anhand einer Sitzung in der Lehrveranstaltung „Quantitative Methoden“, die ich im November als Gastreferentin gestalten durfte. Ziel der Sitzung war der Transfer bereits vorhandener theoretischer Kenntnisse der Studierenden auf ein aktuelles Forschungsprojekt an der FHNW. Am konkreten Beispiel des Fragebogens aus der strategischen Initiative „Social Media in Lehr- und Lernszenarien“, an welchem die Fachstelle beteiligt ist, sollten die Studierenden ihre Kenntnisse anwenden und testen.
Ausschnitt eines Screenshots der Pinnwand auf wallwisher, die Pinnwand ist hier abrufbar
Vollumfänglich liess sich der Fragebogen nicht in 90 Minuten diskutieren, folglich musste ich Schwerpunkte setzen oder von den Studierenden setzen lassen – hier entschied ich mich für den Einsatz einer Pinnwand von Padlet: https://padlet.com/eva_edinger/socialmediaFHNW. Diese Pinnwand richtete ich zwei Wochen vor der Sitzung ein, mit Fragen, welche von den Studierenden bearbeitet werden sollten: „Welche Abschnitte des Fragebogens interessieren Sie besonders?“ und „Welche methodischen Fragen haben Sie?“ etc. Einige Tage vor der Sitzung wurde die Pinnwand geschlossen, die auf der Pinnwand gesammelten Fragen der Studierenden wurden von mir sortiert und gruppiert und ich konnte so die Schwerpunkte der Sitzung auf die Fragen/Interessen der Studierenden ausrichten. Darüber hinaus liess sich an der Ausrichtung der Fragen erkennen, auf welchem Level sich die theoretischen Kenntnisse der Studierenden bewegen.
Steigerungsmöglichkeiten bietet das Abstimmungstool tricider. Hier lassen sich in einem ersten Schritt Antworten auf eine Frage sammeln, diese Antworten werden in einem zweiten Schritt mit Argumenten pro und contra versehen und abschliessend wird über die Antworten abgestimmt. So ermöglicht tricider nicht nur das Sammeln von Fragen und Antworten, sondern darüber hinaus die Diskussion selbiger.
Der Nutzung etwaiger digitaler Tools erfordert eine kleine Veränderung im Rahmen der Planung des hochschuldidaktischen Settings und bietet Ihnen für Ihre Lehre einen Mehrwert, welchen Sie zukünftig sicherlich schätzen werden, denn Tools zur Aktivierung von Vorwissen ermöglichen es, Teile einer Seminarsitzung aus- bzw. vorzulagern. So kann zum einen die Sitzung an den Vorkenntnissen der Studierenden ausgerichtet werden, zum anderen steht mehr Präsenzzeit zur Verfügung, um Lehrinhalte gezielt zu vertiefen. Es lohnt sich – probieren Sie es aus!