Tagungsbesuch «Hochschule Digital 2024» Luzern

Dass Luzern eine Reise wert ist, wussten wir schon, als es noch keine ‘neue Medien’ gab. Abseits der bekannten touristischen Attraktionen hatten Mitarbeiter*innen der Fachstelle Digitales Lehren und Lernen ganz andere Reisegründe: Die Hochschule Luzern, die PH Luzern und die PH Schwyz hatten zur Tagung «Hochschule Digital 2024» am Standort der PH Luzern eingeladen.

Kurz vor Beginn der Tagung noch ein Foto gemacht im Park neben der PH Luzern.
Bild 1: Vierwaldstättersee mit Dampfschiff (eigene Aufnahme)

Der Einladung sind wir gerne gefolgt, denn die Tagung diente der Abschlusspräsentation des swissuniversities P-8 Kooperationsprojekts “Digitale Lehre – Digitale Präsenz – Digitales Studium”, welches von 2021 – 2024 umgesetzt wird. In diesem Kontext hatte auch die FDL mit dem Projekt E-Tutor*innen, die Gelegenheit sich zu präsentieren und zu publizieren. Wir – Cäsar Künzi, Clarissa Wöhr und Frank Koch – gespannt und wir freuten uns darauf, unsere Aktivitäten und Erkenntnisse mit denen anderer Hochschulen zu teilen, zu diskutieren und bestenfalls zu lernen.

Wer sich anmeldete, musste sich auch gleich für einen thematisch locker zusammenhängenden Pfad entscheiden, der durch die Ergebnisse der durchgeführten 17 Teilprojekte führte. Beim Check-In, mit entsprechenden Wanderkarten im Hosentaschenformat ausgestattet, waren wir bereit für “eine Reise durch digitale Lehrprojekte”.

Bild 2: Eine Reise durch digitale Lehrprojekte (eigene Abbildung/HSLU,PH Schwyz, PH Luzern)

Bevor wir «loswandern» konnten, bot Isa Jahnke mit ihrer Keynote “Learning Experience Design – Gestaltung effektiver Designs” einige Anregungen zum aktiven Lehren und Lernen. Die Gründungsvizepräsidentin für Studium, Lehre und Internationales der Technischen Universität Nürnberg (UNT) betonte die einzigartige Situation einer neu konzeptionierten Hochschule, Digitalität als Selbstverständlichkeit in alle Prozesse, von der Administration bis zur Lehre, mit einzuweben. Die Erwartung an die Dozierenden und deren Lehre die mit einer Ausrichtung auf eine zukunftsorientierte Aus- und Weiterbildung mediendidaktisch sinnvoll integriert ist, ist daher riesig. Die Beratungs- und Weiterbildungsangebote sowie die technischen Supportstrukturen dafür sind entsprechend weitreichend und nachhaltig abgestützt. Die UNT begleitet ihre Dozierenden aus medienpädagogischer Perspektive aktiv, tatkräftig und bis in mediendidaktische Feinmaschigkeiten. Moodle-Kursräume beispielsweise, werden erst nach ausgiebigen Tests und unter klaren medienpädagogischen Qualitätsansprüchen veröffentlicht. Entsprechend sind Dozierende ständig in Kommunikation mit Personen, die über eine hohe medienpädagogische/-didaktische Expertise verfügen. In ihrer Keynote betonte Isa Jahnke vor allem auch die wichtige Rolle von aktivierendem und aktivem Lernen und die entsprechende, grundlegende Haltung der UNT dazu. Den Abschluss machte sie mit dem Hinweis auf die «Behaviour Setting Theory». Diese besagt unter anderem, dass das Raumsetting die Haltung der Personen beeinflusst, so dass man damit angestrebte Stimmungen und Handlungen fördern kann. Das ist für uns ein interessanter Hinweis, da wir uns im Rahmen des Projektes FHNW Learning Spaces intensiv mit Konzepten zu den Themen Raum, Lehren und Lernen beschäftigen.

Diese Worte noch in den Ohren machten wir uns, wieder unter Zuhilfenahme der Wanderkarte in der Hosentasche, auf, die verschiedenen Projekte zu erkunden. Einige konkrete Highlights blieben haften. So ist aufgefallen, wie viele Projekte sich mit dem Einsatz von E-Portfolios beschäftigten und wie diese in unterschiedlichen Zusammenhängen eingesetzt werden; das Spektrum reicht von Leistungsnachweisen bis hin zur Reflexion der Berufspraxis, wie das auch Klaus Hipsel-Gutermann und Peter Baumgartner seit mehreren Jahren darlegen. Projektübergreifend wird nun angestrebt, die neu entwickelten technischen Portfoliolösungen untereinander und mit bestehenden Portfolios zu verbinden sowie auf einer gemeinsamen Plattform zu betreiben. Die Projektteams setzten alle auf unterschiedliche, teils nicht dezidierte E-Portfoliolösungen. Jedenfalls darf man gespannt sein, wie insbesondere die PH Luzern weiter das Themenfeld E-Portfolio technisch und (medien)pädagogisch sowie im Curriculum und der konkreten Lehre umsetzt und ob das (im Verhältnis zum Einsatz) viel gelobte E-Portfolio gerade in Luzern einen Aufschwung erlebt.

Zudem profitierten verschiedene Videoprojekte insbesondere von der hochschulübergreifenden Zusammenarbeit der PH Luzern mit der Hochschule Luzern. Die Zusammenarbeit von Personen aus dem Departement Design Film Kunst (HSLU), Musikpädagog*innen (PH) und Mediendidaktiker*innen haben z.B. Lernvideos für den Gesangsunterricht hervorgebracht. Ihr Ziel ist es, förderliche Körperhaltungen mit realen Bilden sichtbar zu machen, indem diesen Bildern 3D-Animationen des Skeletts überlagert werden. Als Projekt ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit, die in einem inhaltlich wertvollen, mediendidaktisch gut vermittelten und ästhetisch-visuell stimmigen Video resultiert. Solche Videos können auch in ein paar Jahren noch eingesetzt werden und es lohnt sich daher auf hohem Niveau zu produzieren.
Das Projektteam hat mit «Hub Viscosi» ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum für professionelle Lernvideos geschaffen, welches neben Materialien zur Videoerstellung auch konkrete Beratung und Unterstützung anbietet.

Ein weiteres Beispiel einer Wanderstation? Die dynamischen Anforderungen und Bedingungen unter denen Lehre in den letzten Jahren stattfinden musste, war der Anlass für eines der Projektteams, Ideen und Konzepte zu E-Tutor*innen genauer anzuschauen. Sie haben darin Möglichkeiten gefunden, für Studierenden eine (Peer)Begleitung zu ermöglichen und Dozierende entsprechend zu entlasten.

Nach der Wanderung und dem Mittagessen hatten wir in mehreren parallel stattfindenden Blöcken, bei zwei ausgewählten Projekten zusätzlich zu den Ergebnissen die Möglichkeit, einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit dahinter zu erhalten.

Besonders spannend war eine Befragung zu «Qualitätsperspektiven auf digitale Hochschullehre» die sich an Dozierende richtete. Die schriftliche Umfrage hatte zum Ziel, basierend auf der Grounded Theory, zu erfassen, was als ‘gute’ digitale Lehre gelten kann. Bei dieser «archäologisch» anmutenden Textarbeit stösst man nicht immer auf genau das, wonach man gesucht hat: Aus der Kodierung und Typenbildung der Ergebnisse ergab sich ein Bild verschiedener ‘Einstellungen zum Digitalen’ von Personen in Bezug auf digitale Lehre. Weitere Dimensionen die herausgearbeitet wurden, waren ‘Verständnis vom Digitalen’, oder ‘Rollen des Digitalen’ und als letztes ‘Handlungsspielräume’, die in Bezug auf das Digitale gesehen werden. Diese Kodierungen wurden jeweils noch feiner aufgeschlüsselt und kombiniert. Interessant war, dass Personen, die klar Befürworter digitaler Lehre sind, sich nie über mangelnde Zeit für die Umsetzung von Inhalten beklagt haben. Umgekehrt haben Skeptiker digitale Lehre nicht als Normalität eingestuft.

Dass diese Haltungen und Typen zusammen auftreten, kann uns nicht überraschen – unsere tägliche Arbeit an der Fachstelle zeigt kein abweichendes Bild von den Resultaten der Befragung, dennoch (oder deshalb) sind sie sehr erhellend: Einerseits für einen Community-Gedanken, der solche Austauschmöglichkeiten weiter fördert – schliesslich muss man nicht alleine für die Zukünfte der Hochschullehre Lösungen finden – und andererseits für die Gestaltung unseres FDL-Angebot für die in der Hochschullehre tätigen Personen an der PH FHNW. Vermutlich müssen wir uns weniger um Befürworter*innen oder manifestierte Skeptiker*innen digitaler Lehre kümmern, die Befürworter*innen sind uns voraus, die Skeptiker*innen sind kaum zu erreichen. Personen mit differenzierter Sicht brauchen unsere Unterstützung.

Vor ein paar Tagen ist die Tagungsdokumentation erschienen, die die wichtigsten Inhalte noch einmal zusammenfasst.

An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an die wunderbare Organisation und das Tagungsmanagement!

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