Rückblick & Ausblick: MoodleMaharaMoot 2015 & Webinar

Mit einem Rückblick auf die „MoodleMaharaMoot 2015“ in Lübeck und einem Ausblick auf die kommende Appetit-Veranstaltung (Webinar) der Fachstelle stellen wir Ihnen die aktuellen Entwicklungen zum Thema „Moodle Mobile“ – eine App – vor.

Vom 3. bis zum 6. März 2015 war die Fachhochschule Lübeck Anlaufpunkt für diejenigen, die sich über die neusten Trends und Entwicklungen im Bereich des digitalen Lehren und Lernens mit der erfolgreichsten und flexibelsten Lernplattform Moodle auf den neusten Stand bringen wollten.

230 Personen besuchten die jährlich stattfindende „MoodleMaharaMoot 2015“ Konferenz und konnten in 90 Vorträgen und zahlreichen Workshops ihr Wissen vertiefen. Die Fachstelle, vertreten durch Ioana Gatzka, konnte am zweiten Konferenztag zum Gelingen der Konferenz mit einem Vortrag über „Mobile Learning Adoption Strategies“ beitragen.

Eröffnet wurde die Konferenz durch Prof. Dr. Granow (Geschäftsführer: oncampus GmbH) und Herrn Saxe (Bürgermeister der Hansestadt Lübeck). In der folgenden Keynote “How to build a great moodle course” erläuterte Martin Dougiamas, einer der Gründer von Moodle, grundlegende Aspekte, die einen didaktisch gut gestalteten Kurs in einem LMS auszeichnen. Hierzu gehören aus seiner Sicht u.a., dass allen die Ziele des Kurses bewusst sind, den Lernenden regelmässig Aufgaben und Übungen zur Überprüfung ihres Wissens zugestellt werden (und nicht nur Texte oder Skripte zum Download angeboten werden) und die Lehrenden hierzu sinnvolles, d.h. konstruktives Feedback geben. Zudem gab er mit einigen Sätzen Einblicke in die Moodle-Roadmap. So berichtete Dougiamas, dass die im November 2015 erscheinende Moodle 3.0 Version eine erneute LTS Version sein wird (LTS=Long Term Support).

Da die Vorträge in parallelen Panels stattfanden, konnte man sich nicht allen vorgestellten Themengebieten zuwenden. Wir haben uns drei Themen intensiver zugewandt, eine Zusammenfassung der Vorträge können Sie im Folgenden lesen.

Zudem stellen wir hier auch kurz unseren Konferenzbeitrag vor und laden Sie überdies zur kommenden Appetit-Veranstaltung am 30.4.2015 von 11-12 Uhr ein, dort werden wir das Thema nochmals live präsentieren.

Eye-Tracking in Moodle und Learning Usability – L3T

Im Vortrag von Gergerly Rakoczi „Das visuelle Verhalten der User in Moodle“ wurden interessante Tipps zur Gestaltung von Moodle-Kursräumen thematisiert. Diese Hinweise basieren auf  Studien, die Rakoczi mittels Eye-Tracking im Rahmen seiner Dissertation durchgeführt hat. Den zugrunde liegenden Artikel finden Sie hier. Rakoczi hat eine Liste mit 22 Praxistipps erstellt, die wichtigsten im Überblick:

  • 2-spaltiges Layout;
  • Begriffe und visuelles Verhalten gleich halten;
  • Bilder mit (offensichtlich) niedriger Informationsdichte werden in der Regel ignoriert bzw. nur „tangiert“;
  • Texte sind „Träger der Wissensinhalte“ und werden in der Regel visuell mit zumindest doppelten Fixationsintensitäten verarbeitet;
  • Achten Sie darauf kursspezifische Funktionen klar von Systemfunktionen zu trennen. Eine Mischung bewirkt eine längere Exploration, zahlreiche („sinnlose“) Fixationen, oder im schlimmsten Fall einen Abbruch des Lernprozesses;
  • Oft möchte man in E‐Learning-Systemen Kursteilnehmer/-innen so viele Funktionen wie möglich zum Lernen bereitstellen. Die Folge davon sind überladene Kurs-Menüs, die von Studierenden (wiederholt mühsam) sequenziell durchforscht werden müssen. Eine Strukturierung oder Reduktion der Elemente ist daher empfehlenswert.

Der Vortrag von Mark Garbely „Achtung, kognitive Überlastung!“ schloss an dieses Thema an. Hier wurde Learning Usability als Qualitätsmerkmal virtueller Lernumgebungen sowie digitaler Lernangebote definiert. Es handelt sich dabei um die Gebrauchstauglichkeit, also inwieweit Lernangebote effektiv, effizient und zufriedenstellend nutzbar sind. Learning Usability untersucht vier Hauptkriterien:

  • Funktionalität: z.B. vorhersagbar, ausführbar, Navigation, Nutzerführung
  • Design: z.B. Anordnung, Farbschema, Konsistenz
  • Instruktionen: z.B. auffindbar, lesbar, verständlich, zuordenbar zu Lernaktivität
  • Support: z.B. angemessen, auffindbar, verständlich

Moodle Erweiterungen im Sinne einer Individualisierung: Adaptives Lernen und Semestersortierung

Eines der am häufigsten kritisierten Merkmale von Moodle-Kursräumen ist, dass es eine „one sizes fitts all“ Mentalität hat, was in den meisten Fällen auch stimmt. Mit den letzten Moodle-Versionen ist es aber zunehmend leichter geworden, adaptive Pfade durch einen Moodle-Kursraum zu implementieren. So können in der Kursraumübersicht mittels Voraussetzungen und Abschlussbedingungen Lernpfade individuell gestaltet werden. Zu der Aktivität Quiz/Test, welche prädestiniert ist für eine solche Adaption, war es bis anhin nur schwer möglich, einen individuellen Pfad einzubauen. Unabhängig von den Antworten der Studierenden wurden alle Fragen in dem Test entweder zufällig oder in einer vorbestimmten Reihenfolge durchgearbeitet. Das AdaQuiz Plugin, das Herr Aguiló-Collado vorstellte, ermöglicht eine Lernpfadanpassung, zumindest bei mathematischen Fragen. So könnte man zum Beispiel bei einer falschen Antwort auf eine Frage mittlerer Komplexität als nächstes eine Frage aus dem gleichen Themengebiet stellen, jedoch mit einer kleineren Komplexität. Umgekehrt könnte man ebenso bei einer richtigen Antwort als nächstes eine Frage höherer Komplexität stellen.

Das Semestersorter Plugin, welches von der AMC – Academic Moodle Cooperation entwickelt wurde, ermöglicht eine Anpassung auf der persönlichen Moodle-Seite „Meine Startseite“. So kann man die Kurse anhand ihres Startdatums in Sommer- und Wintersemester kategorisieren. Zudem ist es möglich Favoriten zu setzen, welche dann in der Kategorie zuoberst unabhängig von ihrem Startdatum angezeigt werden.

Moodle Mobile

Der Beitrag von Matthias Baume von der Technischen Universität München „Mobile Moodle – mobil mit Moodle?“ über ihre Bestrebungen einen mobilen Client für ihre Moodle Installation anzubieten war für uns besonders interessant, da unser Beitrag sich mit der Adaption einer Strategie zum Thema mobiles Lernen anhand einer solchen App befasst hat. Baume berichtete über den grossen Aufwand, den sie betrieben haben, um den Studierenden und Dozierenden der TUM eine solche Lösung anzubieten. Das Projekt wurde leider nicht weitergeführt, obwohl das Interesse von allen Seiten vorhanden war.

Unser Beitrag: „Mobile Learning Adoption Strategies“

In meinem Vortrag ging es in erster Linie um die zentralen und wichtigen Theorien, die sich der Akzeptanz von Technologien zuwenden. Mobiles Lernen (m-learning) ist aber mehr als nur die blosse Benutzung etwaiger Technologien und Geräten. Die Akzeptanz für m-learning steigt, wenn die eigenen Kompetenzen in solchen Umgebungen als ausreichend eingestuft werden. Lehrende und Studierende haben bis jetzt wenig Erfahrungen mit m-learning sammeln können. Vielmehr nutzen sie mobile Geräte zum Konsumieren von Information, jedoch bedeutet Lernen viel mehr als nur das Lesen von Inhalten. Laut der Studie von Cheon (2012), die sich mit der Theorie des überlegten Handelns (Ajzen, 1991) im Zusammenhang mit m-learning befasst, sind die wichtigsten Faktoren die zu m-learning führen: die wahrgenommene Selbstwirksamkeit, die Bereitschaft von Lehrenden aktiv mitzumachen und die wahrgenommene Nützlichkeit. Diese Theorien und das FRAME-Modell von Koole (2009) bilden den theoretischen Hintergrund für die an drei Schweizer Hochschulen entwickelte Moodle Mobile App „moodchapp“. Sie wurde unter einer GNU-Lizenz entwickelt und steht nun jeder interessierten Person zur Verfügung. In einer Kooperation zwischen dem eLearning Lab USI » SUPSI (eLab) und dem Institut für Fernstudien und eLearning Forschung (IFeL) wurde die App-Entwicklung gestartet. Weiterentwicklungen finden jetzt in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Digitales Lehren und Lernen in der Hochschule an der Pädagogischen Hochschule FHNW statt, somit können unterschiedliche Konzepte und Kompetenzen vereint werden. Falls Sie die App testen möchten, steht sie derzeit für iOS- und Android-Geräte bereit. Scannen Sie den QR-Code ein und Sie gelangen zur Testversion:

QR-Code Moodchapp

Ajzen, Icek (1991). „The theory of planned behavior“. Organizational Behavior and Human Decision Processes 50 (2): 179–211. doi:10.1016/0749-5978(91)90020-T

Cheon, Jongpil, Sangno Lee, Steven M. Crooks, und Jaeki Song (2012). „An investigation of mobile learning readiness in higher education based on the theory of planned behavior“. Computers & Education 59, Nr. 3 (November 2012): 1054–64. doi:10.1016/j.compedu.2012.04.015.

Koole, M.L. (2009). „A Model for Framing Mobile Learning“, in Ally, M. (ed.), Mobile Learning: Transforming the Delivery of Education and Training, Edmonton, 2009, p.38).

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