Am 8. April 2018 trafen sich über 50 Personen zum E-Labor rund um das Themenfeld der Plagiatsprävention. Eine (inter)nationale Community zusammenbringen, Erfahrungen und Wissen austauschen, informiert werden über Best Practices und aktuelle Entwicklungen, Umsetzungsstratgien – all` diese Ziele wurden mit der Veranstaltung erreicht. Die Aufzeichnungen der Referate vom Vormittag stehen nun zur Verfügung.
Am Vormittag erwartete die Teilnehmenden ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm. Nach einführenden Worten von Ricarda T.D. Reimer startete das erste Referat von Hermann Lichtsteiner und Angelina Rychener von der PH Luzern. Mit dem spielerischen Zugang eines „Leiterlispiels“ berichten sie von den Erfahrungen des Projekts zur Etablierung der Plagiatsprävention. Wie im Leiterlispiel ist es ein Auf und Ab, Schritte vor, Schritte wieder zurück und es kann viele Stolpersteine geben. In der Essenz der Erfahrungen bleibt festzuhalten, dass es wichtig ist, während des ganzen Prozesses alle Player mit einzubeziehen: Rechtsdienst, Informatikdienste, Hochschullehrende, Studierende etc.
Mit dem zweiten Referat von Franziska Moll von der Universität Zürich wurde der Fokus auf die rechtliche Perspektive gelenkt. Bei nicht in der Schweiz ansässigen Anbietern von Plagiatssoftware ist es unabdinglich, dass der Datenschutz gemäss des Schweizerischen Informations- und Datenschutzgesetzes gewährleistet ist und das Urheberrecht berücksichtigt wird. Jeder Kanton hat seine eigenen Datenschutzbeauftragten. Hier zeigen sich grosse Unterschiede, wie „streng“ die Thematik behandelt wird. Dies erstaunt, da die gesetzlichen Grundlagen eigentlich für alle Kantone gleichermassen gelten. Als wichtigen Punkt zum Schluss betont Franziska Moll ausserdem, dass es bei der Ahndung von Plagiatsfällen sinnvoll ist, den Studierenden schon frühzeitig rechtliches Gehör einzuräumen, bevor es zum Disziplinarverfahren kommt.
Monika Oertner ist unter anderem als Schreibberaterin an der Hochschule Konstanz tätig. In ihrem Vortrag lenkte sie den Fokus auf die anwendungsorientierte Perspektive und berichtete aus der Praxis. Die Herausforderung an der Hochschule Konstanz mit vorwiegend technischen Studiengängen besteht vor allem darin, dass die Studierenden sehr wenig Schreiberfahrung mitbringen und im Laufe des Studiums auch nur wenige Arbeiten schreiben müssen. Die Technikaffinität wiederum weckt bei den Studierenden das Interesse an der Funktionalität der Plagiatssoftware selbst und kann gut als „Lockmittel“ verwendet werden. Die Hochschule Konstanz verfolgt dabei das präventiv orientierte Modell, dass ein Schreibkurs als Zulassungsvoraussetzung für die freiwillige Plagiatskontrolle besucht werden muss. Dadurch kann das Verständnis für die gute wissenschaftliche Praxis noch besser gestärkt und selbstverantwortliches Handeln gefördert werden. Im Rahmen des interaktiven Beitrages – bei dem das Publikum selbst Plagiate erkennen sollte – wurde deutlich, dass eine Software nur ein sehr kleiner Bereich im gesamten Themenfeld ist.
Ansgar Schäfer von der Universität Konstanz stellte fest, dass sich in den letzten Jahren das Bewusstsein für Plagiatsprävention sehr stark intensiviert hat: Projekte an Hochschulen werden vermehrt gefördert, Strategien sind vorhanden und es finden Tagungen und Austausch statt. Mit seiner didaktischen Perspektive betont er vor allem, dass gute Lehre eigentlich schon plagiatspräventiv ist. Das Studienprogramm orientiert sich am Lernprozess, so dass die Schreib- und Arbeitsfähigkeiten Schritt für Schritt aufgebaut und die Sinnhaftigkeit guter wissenschaftlicher Praxis vermittelt werden kann.
Nach einem inhaltlich intensiven Vormittag bot der Lunch an den Stehtischen die perfekte Gelegenheit, unkompliziert miteinander ins Gespräch zu kommen.
An den beiden Ständen der Hersteller Turnitin und PlagScan hatte man zudem die Möglichkeit, sich über die Funktionen der jeweiligen Software und deren Möglichkeiten zu informieren.
Am Nachmittag standen Workshops auf dem Tagesprogramm, von denen insgesamt zwei besucht werden konnten:
- Einsatz von Turnitin als Lernaktivität in LMS | Cerstin Mahlow (Berner Fachhochschule)
- Chancen und Grenzen einer Plagiatssoftware | Georg Dannemann (Turnitin)
- Über die Schwierigkeit den Begriff Plagiate institutionell zu definieren und zu verankern: Definition, Stufen, Formen, Prozesse und Massnahmen |Hermann Lichtsteiner, Angelina Rychener (Pädagogische Hochschule Luzern)
- Plagiieren in den Künsten | Jörg Wiesel (Fachhochschule Nordwestschweiz)
- Plagiatsprävention in der Lehrveranstaltung – Didaktische Szenarien | Nadja Böller, Oliver Lang (Fachhochschule Nordwestschweiz)
Insofern Folien in den Workshops verwendet wurden, stehen diese zum Download zur Verfügung.
Haben wir die Plagiatsprävention gestärkt? Sind die Herausforderungen gemeistert? Lösungsansätze sind teilweise vorhanden, an einzelnen Hochschulen sind auch Strategien entwickelt worden und Konzepte haben sich etabliert. Viele Herausforderungen bleiben bestehen, was die Diskussionen sowohl am Vormittag als auch in den Workshops am Nachmittag gezeigt haben. Umso wichtiger wird und bleibt der regelmässige Austausch innerhalb der Community. Angesichts der zahlreichen positiven Rückmeldungen zur Veranstaltung zeigt sich klar das Bedürfnis nach weiteren Treffen, die sich sicherlich in den nächsten Jahren intensivieren werden.
Artikel verfasst von Nadja Böller