KI-Tools 3.0: NotebookLM®

Aktuell erreichen uns alle fast täglich Nachrichten darüber, welches neue KI-Tool auf den Markt gekommen ist, wie viele neue Funktionen die «altbekannten» KI-Tools hinzubekommen haben und was die neueste Vision für die Zukunft ist.
In den letzten Wochen hat ein KI-Tool dabei besondere Aufmerksamkeit erregt:
NotebookLM von Google.
So berichtete beispielsweise die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am 21.09.2024 über «eine Audio-KI von Google», die das Parteiprogramm der SVP in einem Podcast zerreisst, dass der SP aber bejubelt (zum Artikel).
Völlig unabhängig von Parteiprogrammen und Parteien macht die Möglichkeit der Erstellung eines KI-generierten Podcasts uns neugierig. Beginnen wir aber vorne.

Was ist NotebookLM überhaupt?

NotebookLM ist eine generierende KI, die auf Gemini 1.5 basiert, Googles neuestem multimodalem Modell. Google selbst nennt das das Tool «ein vielseitiges, KI-gestütztes Notizbuch-Tool».

Abb. 1. Screenshot von NotebookLM mit der Übersicht gespeicherter Inhalte zu einem Thema (hier NotebookLM Blogbeitrag), 2024.

Es wird die Ansicht vertreten, dass NotebookLM die Art und Weise, wie Lehrende, Forschende und Interessierte mit Informationen arbeiten, revolutionieren kann.
Wer beispielsweise nach Materialien für Lehrveranstaltungen, Beiträgen für Forschungsprojekte oder allgemein weiterführende Informationen zu spezifischen Themenbereichen sucht, ist oft mit der zeitraubenden Herausforderung der Literaturrecherche konfrontiert. Eben bei dieser Literaturrecherche soll NotebookLM unterstützen.

Die Anmeldung, die Kosten und der Datenschutz

Um NotebookLM nutzen zu können, benötigen Nutzer*innen einen Google-Account. Das Tool ist derzeit kostenlos im experimentellen Stadium verfügbar und ermöglicht die Nutzung zahlreicher KI-gestützter Funktionen. Persönliche oder personenbezogene Daten sollten nicht hochgeladen werden, um einen bewussten Umgang mit sensiblen Informationen zu gewährleisten und dem Datenschutz gerecht zu werden.
Google verwendet eigene Cookies auf notebooklm.google, um die Google-Dienste bereitzustellen, deren Qualität zu verbessern und den Datenverkehr zu analysieren. Sofern zugestimmt wird, werden Cookies auch für personalisierte Inhalte und Werbung eingesetzt. Auf der Website von NotebookLM wird angegeben, dass keine personenbezogenen Daten, einschliesslich hochgeladener Quellen, Abfragen oder Antworten des Modells, zu Trainingszwecken weitergegeben werden. Hier sollte man dennoch mit grösster Vorsicht agieren.

NotebookLM im Detail

Nach der Anmeldung und dem Login öffnet sich eine intuitiv zu bedienende Benutzeroberfläche, in der Dokumente hochgeladen werden können. NotebookLM unterstützt dabei verschiedene Arten von Quellen, darunter Google Docs, Slides, PDFs, Textdateien, kopierten Text, Web-URLs, YouTube-Videos und Audiodateien. Jede Quelle darf maximal 500.000 Wörter umfassen, und pro Notizbuch können bis zu 50 Quellen und 1.000 Notizen gespeichert werden. An dieser Stelle weisen wir noch einmal auf den Datenschutz hin: ein Dokument kann beispielsweise einer bildungsrechtlichen Lizenz unterliegen, so dass es von Ihnen im Rahmen einer Lehrveranstaltung auf eine bestimmte Art und Weise eingesetzt werden darf, dass erlaubt aber nicht die Weitergabe an beispielsweise das KI-Tool NotebookLM.

Funktionen von NotebookLM

NotebookLM geht mit den vorhandenen Funktionen über die oben genannte, klassische Literaturrecherche hinaus, indem es zusätzlich auch automatisierte Zusammenfassungen der hochgeladenen Quellen sowie wichtige Themen erstellt. So können Nutzer*innen den Inhalt von Artikeln schnell erfassen, ohne den gesamten Text lesen zu müssen.
Eine weitere Möglichkeit ist, gezielte Fragen zu den hochgeladenen Quellen zu stellen. Das KI-Tool beantwortet diese Fragen direkt und belegt die Antworten mit Inline-Zitaten aus den Dokumenten, wodurch die Genauigkeit der Informationen leicht überprüft werden kann.
Und dann gibt es (neben weiteren Funktionen) eben auch die Möglichkeit einen Audio Overview in Form eines Podcast zu erstellen. Hierfür wird wiederum ein Dokument hochgeladen, dessen Inhalte dann in einem Podcast aufbereitet werden. Diese Funktion ist besonders hilfreich, um Inhalte beispielsweise unterwegs zu lernen und sich zu merken. Derzeit ist diese Funktion nur in englischer Sprache verfügbar. Ein Nachteil ist, dass man aktuell keine Auswahlmöglichkeit hat, wie lang der Podcast sein soll. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Inhalte des Podcast den allgemeinen Problematiken von KI-generierten Inhalten unterliegen: auch NotebookLM kann halluzinieren und falsche oder nicht vorhandene Inhalte in den Audio Overview integrieren, oder eine – beispielsweise politische – Färbung, ein so genanntes Bias einbauen. Die generierten Audio-Inhalte müssen somit ebenso auf Richtigkeit überprüft werden, wie andere KI-generierte Produkte auch.

Wie könnte man NotebookLM nun im Lehralltag anwenden?

NotebookLM kann für eine Vielzahl von Aufgaben verwendet werden. Zwei ausgewählte Beispiele stellen wir gerne vor.
1. Unterrichtsvorbereitung: Lehrende können NotebookLM nutzen, um Unterrichtsmaterialien effizient zu organisieren, gezielte Fragen zu stellen und wichtige Themen für ihre Lehrveranstaltungen zu extrahieren. Dies kann Zeit sparen.
Beispiel: Zu einem Thema – hier NotebookLM – könnte man automatisiert ein FAQ erstellen lassen.

Abb. 2. Screenshot von NotebookLM mit dem Beispiel generierter FAQs, 2024.

2. Quizfragen erstellen: Lehrende könnten NotebookLM nutzen, um Quizfragen generieren zu lassen, um das Wissen der Studierenden zu überprüfen und interaktive Lernmaterialien anzubieten. Dies erleichtert die Vermittlung von komplexen Themen und die Gestaltung ansprechender Lehrmaterialien.
Beispiel: Quizfragen zu einem wissenschaftlichen Text erstellen lassen.

Abb. 3. Screenshot von NotebookLM mit dem Beispiel generierter Quizfragen, 2024.

Kritische Reflexion: Nutzen und Risiken von NotebookLM

NotebookLM bietet viele Vorteile, insbesondere im Bildungsbereich, doch es ist wichtig, die möglichen Risiken und Einschränkungen zu berücksichtigen:

  • Nutzen: NotebookLM kann den Bildungsalltag erheblich erleichtern, indem es zeitaufwändige Literaturrecherchen vereinfacht, die Organisation von Materialien unterstützt und eine effiziente Analyse von Daten ermöglicht. Für Lehrende und Studierende bietet das Tool eine Möglichkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – nämlich das Verstehen und Anwenden von Wissen. Besonders die Möglichkeit, gezielte Fragen zu stellen und Zusammenfassungen zu erhalten, kann Zeit sparen und verbessert das Leseverständnis.
  • Datenschutzbedenken: Obwohl Google betont, dass NotebookLM keine personenbezogenen Daten zu Trainingszwecken verwendet und die hochgeladenen Inhalte sicher verschlüsselt werden, bleibt der Umgang mit sensiblen Daten ein potenzielles Risiko. Nutzer*innen sollten vorsichtig sein und keine persönlichen oder vertraulichen Informationen hochladen.
  • Begrenzte Sprachunterstützung: Einige Funktionen, wie die Audio-Zusammenfassung, sind derzeit nur in englischer Sprache verfügbar. Dies kann die Nutzung für nicht-englischsprachige Studierende und Lehrkräfte – je nach Sprachkompetenzniveau – einschränken.

Gibt es auch Einschränkungen und zukünftige Entwicklungen?

Derzeit unterstützt NotebookLM nur eingeschränkt Bilder und Tabellen. In Zukunft sind jedoch neue Funktionen und Verbesserungen geplant, die das Tool noch vielseitiger und nützlicher machen sollen. Trotz der augenscheinlich vielen Vorteile sollte die Nutzung von NotebookLM kritisch hinterfragt werden. Da es sich um ein experimentelles Tool handelt, kann es zu Fehlern in den automatisierten Zusammenfassungen oder Antworten kommen. Nutzer*innen sollten die generierten Inhalte daher stets kritisch überprüfen und nicht ungeprüft übernehmen.

Fazit

NotebookLM bietet eine spannende neue Möglichkeit, den Bildungsalltag von Studierenden, Lehrenden und Forschenden effizienter zu gestalten. Durch die automatisierte Analyse von Dokumenten, die Erstellung gezielter Zusammenfassungen und die intelligente Beantwortung spezifischer Fragen kann das Tool Freiräume für tiefere inhaltliche Beschäftigung und kreative Lehr- und Lernprozesse schaffen. Gleichzeitig sollten Nutzer*innen sich der möglichen Risiken bewusst sein und sowohl die bereitgestellten Dokumente wie auch die generierten Inhalte kritisch reflektieren.

Hinweis: Bei NotebookLM handelt es sich nicht um ein durch die FHNW lizensiertes KI-Tool. Die Anwendung erfolgt auf eigene Verantwortung. Auch übernimmt die FDL keinerlei Verantwortung für den Einsatz von NotebookLM in Bezug auf Aktualität, Datenschutz etc.

Wir wünschen Ihnen in der Zukunft viel Spass beim Ausprobieren!

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