E-Portfolios haben ihren Weg an die FHNW gefunden, vor allem das Do-it-all-Tool Mahara. Die FHNW ist momentan der wichtigste Benutzer der Schweiz vom, durch SWITCH gehosteten, E-Portfoliotool. Nicht nur die FHNW, sondern die ganze Welt ist begeistert von den Möglichkeiten und Chancen der E-Portfolios. In diesem Blogbeitrag wird erklärt wie E-Portfolios verwendet werden, was die Vorteile sind und wie wahrscheinlich die E-Portfolio Zukunft aussieht.
Wie werden E-Portfolios verwendet?
Es gibt insbesondere vier Gründe, weshalb E-Portfolios an Attraktivität gewinnen (Clark & Eynon, 2009). Zunächst ist festzuhalten, dass es seit einigen Jahren eine Form der pädagogischen Verschiebung gibt, d.h., Hochschulen legen viel mehr Wert auf studierendenzentriertes Lernen. Zweitens gibt es heute viel mehr Möglichkeiten, um digital miteinander zu kommunizieren. Drittens haben die Hochschulen, vor allem wegen der Bolognareformen, eine erhöhte Verantwortlichkeit im Bereich der Hochschulbildung in Bezug auf die Dokumentation und Organisation der Studierenden. Die Arbeiten und die Beziehungen zu institutionellen oder disziplinären Kompetenzen sind viel wichtiger geworden. Und zuletzt ist die E-Portfolio-Bewegung auch eine Antwort auf die zunehmende Durchlässigkeit zwischen Arbeit und Bildung.
Mit diesen vier Motiven werden E-Portfolios heutzutage auf verschiedene Weisen eingesetzt. Die sechs häufigsten Einsatzmöglichkeiten sind: Lernreflektion, Archivierung, akademische Beratung, Karriereplanung, Absolventenentwicklung und Mediendidaktik (National Council of Teachers in England, 2007; Reese & Levy, 2009). Diese sechs Verwendungsmöglichkeiten werden unten kurz beschrieben, und vor allem wird aufgezeigt, wie E-Portfolios hervorragende Optionen für diese Bereiche sind.
1. Lernreflektion: Lernreflektion ist vermutlich, die häufigste Verwendung von E-Portfolios für Studierende. Weil E-Portfolios ortsunabhängig sind, ist es bspw. für Lehrpersonen jederzeit möglich, Arbeiten von Studierenden anzuschauen und ein Feedback zu geben. Die Studierenden können selbst entscheiden, wer genau Zugang zu den Daten hat. Diese Zugangskontrolle macht es manchmal Studierenden einfacher, ihre Arbeit ehrlicher zu reflektieren, weil sie genau wissen, wer es genau liest (Coolin & Hardin, 2010). Auch Entwickler/innen didaktischer Konzepte sagen, dass schon der Prozess den die Studierenden beim Konstruieren des E-Portfolios die Lernreflektion stimuliert (Cohn & Hibbits, 2004).
2. Archivierung der Arbeiten der Studierenden: E-Portfolios bieten nicht nur didaktische und pädagogische Vorteile, sie sind auch für die Administration der Arbeiten sehr hilfreich. Wo sich früher Papierstapel auf zahlreichen Dachböden und in vielen Büros ansammelten, sind Tools wie Mahara jetzt fähig, diese Papiermenge zu reduzieren und entsprechend die Artefakte zu archivieren. Die digitale Archivierung wird von den Studierenden selbst verwaltet und spart der Schuladministration so auch Zeit. Zusätzlich können nicht nur digitale Dokumente verwendet werden, sondern auch Audio, Video und Bilder. Die Materialien sind so nicht nur digital gesichert und abgelegt, sondern können auch einfach (wenn man möchte) geteilt werden.
3. Akademische Beratung: Akademische Beratung mit (über) E-Portfolios ermöglicht Studienberater/innen Lernfortschritte der Studierenden zu verfolgen. Das E-Portfolio zeigt einen strukturierten Workflow in Bezug auf akademische und berufliche Ziele, sodass es leichter wird, vergangene Aktivitäten zu überprüfen und akademische Leistungen und Ziele zu dokumentieren. Es fördert eine kontinuierliche Selbstreflexion und dient der virtuellen Beratung zwischen Face-to-Face-Meetings.
4. Karriereplanung: Auch bei der Jobsuche und Karriereplanung können Studierende ihre E-Portfolios einsetzen. Junge Absolvent/innen nutzen E-Portfolios, um ihre Kreativität und ihre Leistungen zu präsentieren, vor allem, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.
5. Absolventenentwicklung: Auch nach Abschluss des Studiums gibt es die Möglichkeit weiterhin mit dem E-Portfolio zu arbeiten. Die E-Porfolios können dann als Hilfsmittel für ein lebenslanges Lernen eingesetzt werden oder als Alumni-Darstellung genutzt werden.
6. Mediendidaktik: Auch für mediendidaktische Ziele eignen sich E-Portfolios ausgezeichnet. Mahara, zum Beispiel, bietet Lehrpersonen die Möglichkeit, Themen, wie Online-Datenschutz und virtuelle Identitäten (für verschiedene Zielgruppen) am konkreten Beispiel mit Studierenden zu besprechen.
Wie sieht die Zukunft aus?
Wie schon gesagt werden E-Portfolios insbesondere vor dem Hintergrund der Entwicklungen zum lebenslanges Lernen eingesetzt – hier kommt es ebenso zunehmend im bildungspolitischen Feld zu Diskussion. In der Schweiz wird dieses Thema sehr wahrscheinlich in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen. Mit Projekten wie Lehrplan 21 (http://www.lehrplan.ch/) werden Kinder schon jung mit E-Portfolios in Kontakt kommen. Junge Generationen von Schweizern werden ihre Portfolios vorzugsweise mit dem Handy oder Tablet verfassen und eine persönliche Webseite generieren. Cohn und Hibbits (2004) erwarteten schon 2004, dass die elektronischen Portfolios zunehmend die Lifetime Personal Web Spaces (LPWS) verändern werden. Lebenslanges Lernen würde deshalb auch bedeuten, dass nicht nur während des Studiums aber auch danach, bei der Arbeit E-Portfolios eingesetzt werden.
Was bietet die FHNW?
Die Fachstelle bietet im Rahmen eines Pilotprojektes ihren Studierenden und Mitarbeitenden verschiedene Möglichkeiten, um E-Portfolios in der Lehre oder Forschung einzusetzen. Die All-in-one-Option ist die open-source E-Portfolioplattform Mahara, welche von SWITCH auf einem Testserver gehostet wird. Mit dem AAI-Login kann man sich sofort einloggen und mit Drag-and-drop-Bewegungen das E-Portfolio zusammenstellen. Momentan ist Mahara eine der führenden E-Portfolioplattformen. Die open-source Software von Mahara wird ständig aktualisiert und wird durch eine grosse weltweite Gemeinschaft gepflegt.
Neben Mahara gibt es auch die Blogplattform der FHNW (https://blogs.fhnw.ch/). Auch Blogs können als E-Portfolio bereitgestellt werden. Blogs stehen allen Studierenden und Mitarbeitenden der FHNW zu Verfügung und können für persönliche Beiträge, sowie auch für Forschungsprojekte eingesetzt werden. Die Blogplattform verwendet WordPress (gleich wie digitallernen.ch) und zudem benötigt man nur eine FHNW-Email-Adresse, um einen Blog zu eröffnen.
Referenzen
- Clark, J.E. & Bret Eynon, B. (2009) E-portfolios at 2.0—Surveying the Field. Peer Review, vol.11, no.1, pp. 18-23.
- Cohn, E. R. & Hibbitts, B. J. (2004). Beyond the Electronic Portfolio: A Lifetime Personal Web Space. Educause Quarterly, 27 (4).
- Coolin, K. & Harley, P. (2010). Five ePortfolio Pilots. Nottingham: University of Nottingham.
- National Council of Teachers of English (2007) Principles and Practices in Electronic Portfolios. Conference on College Composition and Communication.
- Reese, M. & Levy, R. (2009) Assessing the Future: E-Portfolio Trends, Uses, and Options in Higher Education. Research Bulletin, Issue 4. Boulder, CO: EDUCAUSE Center for Applied Research.
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